Die Augenprothese

Einige wissenswerte und nützliche Informationen über Augenprothesen und den Augenprothetiker (Ocularist)

Einige Modelle von Augenprothesen

 

Der Augenprothetiker   
Was ist ein Augenprothetiker oder Ocularist ? Er ist ein Spezialist, der Augenprothesen anfertigt und anpasst, die dem natürlichen Auge exakt nachgebildet sind. Dies geschieht in einem speziellen und anspruchsvollen Verfahren. (siehe auch "Anfertigung")
Sehr oft haben Patienten große Angst, wenn sie zum ersten Mal zum Ocularisten kommen. Sie denken, sie müssten wieder eine schmerzhafte Behandlung durchmachen. Oft sind sie aber auch nur verunsichert und wissen noch nicht was, auf sie zukommt.
Wir zeigen ihnen, wie ein künstliches Auge aussieht, und erklären ihnen, dass die Behandlung vollkommen schmerzfrei ist. Ein wichtiger Punkt ist es auch sich einzuprägen, dass der schwierigere Teil (sei es ein Unfall, eine Verletzung, Krankheiten, Tumore u.ä.- was auch immer zum Verlust des Auges geführt hat ) jetzt überstanden ist.
Wir versuchen ihnen ihr natürliches Aussehen und damit verbunden ihre Selbstsicherheit zurückzugeben.
Selbstsicherheit - psychologische Stärkung   zum Inhaltsverzeichnis
Auf einem Auge zu erblinden ist an sich schon ein traumatisches Erlebnis. Oft kommt noch hinzu, dass man dieses Auge völlig verliert. Diese Menschen tragen dann eine Augenprothese – ein künstliches Auge. Durch die individuelle Anpassung der Augenprothese für die Augenhöhle (Orbita) des jeweiligen Patienten wird wieder ein natürliches Aussehen erreicht. Dieses und auch das problemlose Tragen von künstlichen Augen führen wieder zu einem sicheren Auftreten und besseren Selbstwertgefühl.
Augenprothesen dienen daher nicht nur zum Schutz der Augenhöhle vor Verunreinigungen und Reizungen, sondern sind ein ganz wichtiger Faktor zur psychologischen Betreuung der Patienten.
Ob ein künstliches Auge mehr oder weniger auffällt, liegt in den meisten Fällen hauptsächlich vom Grund des Augenverlustes (Verletzung, Unfall, Tumor) und der damit verbundenen Operation ab. Bei gut verlaufenen Operationen und wenn die Augenmuskeln noch vorhanden sind, kann der Ocularist ein künstliches Auge so anfertigen, dass es gar nicht als ein solch "künstliches" sondern viel mehr als das "eigene" Auge empfunden und gar nicht mehr bemerkt wird.
Die Formgebung   
Augenprothesen werden grob in zwei Kategorien - in die "doppelwandige" und in die "einwandige" Ausführung - unterteilt.

Die Doppelwandige  ist dicker und stärker als die Einwandige. Sie wird daher eher bei größeren oder tieferen Augenhöhlen verwendet. Sollte die Augenhöhle atrophiert worden sein, wird mit großer Wahrscheinlichkeit eine einwandige Form angefertigt. Bei noch vorhandenem Augapfel ohne Sehfunktion (oder auch bei schon geschrumpften Bulbus) trägt man eine sehr dünne Prothese, die sogenannte Skleral- oder Bulbus-Schale.

Die Formgebungen sämtlicher Augenprothesen unterscheiden sich immer voneinander, da jede Prothese immer individuell für die Augenhöhle des jeweiligen Trägers angefertigt wird.

Materialwahl   zum Inhaltsverzeichnis
Bei der Auswahl des verwendeten Materials haben sich einige wesentlichen Vorteile des Spezialglases (Kryolith) gegenüber dem Kunststoff (PMMA) herausgestellt. Diese wurden auch durch wissenschaftliche Untersuchungen nachgewiesen, so dass schon seit Generationen viele Prothesenträger der Augenprothese aus Spezialglas den Vorzug geben. (siehe auch "Materialvergleich")

Diese Vorteile sind:

  • ihr Glanz und das besonders natürliche Aussehen
  • die sehr glatte, harte und widerstandsfähige Oberfläche mit ihren speziellen guten Oberflächeneigenschaften
  • eine Oberfläche, die auf Grund ihrer Anfertigungstechnik vollkommen frei von Erhabenheiten ist
  • die gute Benetzbarkeit der Oberfläche durch die Tränenflüssigkeit. Dies macht eine Verwendung von speziellen pharmazeutischen Benetzungsflüssigkeiten überflüssig.
  • eine einfache und medizinisch einwandfreie Reinigung
  • ihr hoher Tragekomfort
 

 

Implantate  
Wenn ein Auge entfernt wird, kann das Volumen oder der Raum, den es eingenommen hat, wieder ausgefüllt werden. Diese Aufgabe erfüllen sogenannte Implantate. Implantate gib es aus verschiedenen Materialien und in verschiedenen Größen. Welches für den Patienten am besten geeignet ist, entscheidet der behandelnde Arzt.
Das Implantat dient nur als Augapfelersatz, der den durch die Entfernung (Enucleation) des körpereigenen Auges entstandenen  leeren Raum ausfüllt. Später wird das künstliche Auge auf dem Implantat getragen, ähnlich wie eine Kontaktlinse auf dem sehenden Auge. Und die Tätigkeit der Augen- und Lidmuskel bewirkt, dass sich das künstliche Auge bewegt.
Beweglichkeit (Mobilität) der Prothese   zum Inhaltsverzeichnis
Man kann aus langjähriger Erfahrung sagen, dass entsprechend der Voraussetzungen der Augenhöhle und des noch ausreichenden Vorhandenseins der Augenmuskulatur eine sehr gute Beweglichkeit (Mobilität) der Augenprothese zu erreichen ist.
Beginn der Behandlung nach der Operation  
Etwa 2 Wochen nach der Operation sollte der Patient nach Abstimmung mit dem behandelnden Arzt den Ocularisten aufsuchen. Dann wird in Absprache zwischen Ocularist und Patient ein weiteres Vorgehen entschieden.
Auf keinen Fall sollte man zu lange warten, da es sonst zu einer Veränderung der Augenhöhle und der Lidrandfalten kommen könnte. Dies kann Einfluss auf das natürliche Aussehen der Prothese haben.
Schwierigkeiten nach der Entfernung eines Auges   zum Inhaltsverzeichnis
Man sieht nach der Entfernung eines Auges nur mehr zweidimensional. Man verliert die Tiefenwahrnehmung. Die Tiefenwahrnehmung ist die Fähigkeit, die Größe von Gegenständen und ihre Entfernung abzuschätzen. Das kommt daher, dass normalerweise bei zwei gesunden Augen ein Gegenstand von zwei geringfügig verschiedenen Gesichtswinkeln aus betrachtet wird. Somit sieht man dreidimensional.
Bei Vorhandensein von nur mehr einem Auge fehlt somit der zweite Winkel und man sieht nur mehr zweidimensional. Am Anfang kann dies zu leichten Problemen führen, aber nach einer kurzen Gewöhnungszeit hilft uns hierbei unser Gehirn und man bekommt wieder eine Einschätzung von Distanzen. Man kann somit das dreidimensionale Sehen erlernen. Dabei ist es sehr hilfreich, den Kopf oder den ganzen Körper etwas hin und her zu bewegen, um Dinge von verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Damit bekommt man wieder die Tiefenwahrnehmung zurück.
Dabei ist aber sicherlich etwas Zeit und Geduld notwendig, denn am Anfang kann es schon frustrierend sein, wenn man nach Dingen greift, aber "daneben" greift. Hierbei kann es hilfreich sein, wenn man zu manchen Tricks greift, wie z.B. beim Einschenken mit der Flasche den Glasrand zu berühren.

Grundsätzlich kann man sagen, dass der Verlust eines Auges zu keiner großen Behinderung führt. Patienten können nach einer kurzen Gewöhnungszeit fast alles, was sie vorher getan haben, auch mit der Augenprothese wieder tun.


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